
Benjamin Franklin: Die Kunst, sich selbst zu formen
Beiträge . Walhalla„Ich wünschte leben zu können, ohne irgendeinen Fehler zu irgendeiner Zeit zu begehen.“ Diese Worte schrieb ein junger Mann, der kaum Chancen im Leben hatte: Mit zehn Jahren musste er die Schule abbrechen, um Kerzen zu gießen und Seife zu rühren. Doch Benjamin Franklin gab sich mit diesem Schicksal nicht zufrieden.
Ausgestattet mit einem unstillbaren Bildungshunger und einem außergewöhnlichen Willen zur Selbstdisziplin, formte er sich zu einem der bedeutendsten Denker, Erfinder und Staatsmänner seiner Zeit – ein Multitalent, dessen Methode zur moralischen Perfektion uns bis heute inspiriert.
Die 13 Tugenden: Franklins Weg zur moralischen Perfektion
Mit 20 Jahren stellte Franklin fest, dass er nicht nur Wissen erlangen, sondern auch an seinem Charakter arbeiten wollte. Um seine persönliche Entwicklung systematisch voranzutreiben, entwickelte er 13 Tugenden, die für ihn eine moralische Grundlage bildeten. Doch Franklin ging über bloße Vorsätze hinaus:
Um seine Aufmerksamkeit zu fokussieren, konzentrierte er sich jede Woche auf die Ausübung nur einer Tugend. Die Fehltritte des Tages notierte er sich jeden Abend säuberlich in einem Kalender, mit dem Ziel, am Ende der Woche die gewohnheitsmäßige Ausübung dieser Tugend gestärkt zu haben. Danach ging er zur nächsten Tugend über. Auf diese Weise kam er innerhalb von dreizehn Wochen seiner Vorstellung von moralischer Perfektion näher.
Diesen „Kurs“, wie er es nannte, wiederholte Franklin mehrere Male hintereinander und später nur noch einmal im Jahr, bis an sein Lebensende.
Die 13 Tugenden, die er in seinem Notizbuch festhielt, lauteten:
- Mäßigkeit – Iss nicht bis zum Stumpfsinn, trink nicht bis zur Berauschung!
- Schweigen – Sprich nur, was anderen oder dir selbst nützen kann; vermeide unbedeutende Unterhaltung!
- Ordnung – Lass jedes Ding seine Stelle und jeden Teil deines Geschäfts seine Zeit haben!
- Entschlossenheit – Nimm dir vor, durchzuführen, was du musst; vollführe unfehlbar, was du dir vornimmst!
- Sparsamkeit – Mache keine Ausgabe, als um anderen oder dir selbst Gutes zu tun; das heißt vergeude nichts!
- Fleiß – Verliere keine Zeit; sei immer mit etwas Nützlichem beschäftigt; entsage aller unnützen Tätigkeit!
- Aufrichtigkeit – Bediene dich keiner schädlichen Täuschung; denke unschuldig und gerecht, und wenn du sprichst, so sprich danach!
- Gerechtigkeit – Schade niemandem, indem du ihm unrecht tust oder die Wohltaten unterlässt, die deine Pflicht sind!
- Mäßigung – Vermeide Extreme; hüte dich, Beleidigungen so übel aufzunehmen, wie sie es nach deinem Dafürhalten verdienen!
- Reinlichkeit – Dulde keine Unsauberkeit am Körper, an Kleidern oder in der Wohnung!
- Gemütsruhe – Beunruhige dich nicht über Kleinigkeiten oder über gewöhnliche oder unvermeidliche Unglücksfälle!
- Keuschheit – Übe geschlechtlichen Umgang selten, nur um der Gesundheit oder der Nachkommenschaft willen, niemals bis zur Stumpfheit oder Schwächung deines Geistes oder Körpers!
- Demut – Ahme Jesus und Sokrates nach!
Franklin führte akribisch Buch über sein Verhalten, um sich selbst zu kontrollieren und zu verbessern. Diese Methode war für ihn ein lebenslanges Experiment, das ihn seiner Vorstellung von moralischer Perfektion immer näher brachte.
Disziplin als Schlüssel zu Franklins Erfolg
Franklins Fähigkeit zur Selbstdisziplin war der Motor hinter seinen Errungenschaften. Sei es die Erfindung des Blitzableiters, der Aufbau der ersten Leihbibliothek in Amerika oder sein diplomatisches Geschick – all diese Leistungen basierten auf seiner Fähigkeit, sich langfristig auf Ziele zu konzentrieren.
Eine oft erzählte Begebenheit zeigt seine pragmatische Einstellung: Als Franklin als junger Mann in London arbeitete, sparte er, indem er auf üppige Mahlzeiten verzichtete und stattdessen einfaches Brot und Wasser zu sich nahm. Die gewonnene Zeit und das gesparte Geld investierte er in Bücher. Diese Anekdote illustriert seine Disziplin und seinen Fokus auf Bildung.
Eine Inspiration für die Gegenwart
Benjamin Franklins Leben zeigt, dass Herkunft und Umstände keine Hindernisse sind, wenn man bereit ist, hart an sich selbst zu arbeiten. Seine 13 Tugenden und seine Methode der Selbstverbesserung sind auch heute noch eine Quelle der Inspiration. Sie erinnern uns daran, dass echte Selbstverwirklichung nicht durch äußeren Reichtum, sondern durch innere Stärke und Moral erreicht wird.
„Eine Investition in Wissen bringt immer noch die besten Zinsen.“