Ludwig van Beethoven: Der Klang der Unsterblichkeit
Beiträge . Helden und VorbilderRund 240 Werke hat er der Nachwelt hinterlassen, darunter Sinfonien, Klavierkonzerte, Streichquartette und eine Oper. Seine Instrumentalwerke wurden bisher in annähernd 1.200 Filmen verwendet und seine unvollendete 10. Sinfonie mittels KI vollendet. Beethovens Faszination ist ungebrochen. Diese beeindruckende Schaffenskraft spiegelte sich auch in seinem Alltag wider. Beethoven fand Inspiration oft in der Natur, die ihm als Quelle unendlicher Kreativität diente.
„Wir wollen heut nicht Unterricht nehmen; wir wollen lieber zusammen spazieren gehen, der Morgen ist so herrlich.“ Beethoven liebte es, durch die Natur zu wandern. Dabei blieb er keineswegs untätig, denn selbst während seiner Spaziergänge war seine kreative Energie ungebrochen. Vor sich hin summend und singend ging er einzelne Stücke im Geiste durch und schrieb neue Ideen in sein Skizzenbuch, das er bei seinen Wanderungen immer bei sich hatte.
Kaum im Quartier angekommen, stürmte er ans Klavier und probierte seine neuen Ideen aus – und Ferdinand Ries, der am Morgen zu ihm kam, um Unterricht zu nehmen, ward vergessen. Nach einiger Zeit blickte Beethoven auf, überrascht, seinen entzückten Schüler noch zu sehen, und sagte: „Heute kann ich Ihnen keine Lektionen geben, ich muss noch arbeiten.“
In einem Brief schreibt Beethoven: „… ich hätte mein Leben nicht geglaubt, daß ich so faul sein könnte, wie ich hier bin. Wenn darauf ein Ausbruch des Fleißes folgt, so kann wirklich was Rechtes zustandekommen.“
Diese kreativen Ausbrüche waren typisch für Beethoven, die ländliche Umgebung inspirierte ihn enorm. Hier findet seine geschundene Seele Ruhe und zu Gott. Denn in der Natur, in jedem Strauch und Baum, in Sonne, Luft und Wolken offenbart sich für ihn das Göttliche. In den Sommermonaten zieht der Komponist ganz aufs Land, fernab der Großstadthektik. So entstanden auch wesentliche Teile seiner neunten Sinfonie im idyllischen Kurort Baden, unweit von Wien.
Doch auch inmitten seiner produktivsten Phasen musste Beethoven persönliche und gesundheitliche Herausforderungen bewältigen.
Heiligenstädter Testament
Trotz seiner tiefen Verbindung zur Natur und der kreativen Hochphasen focht Beethoven schwere persönliche Kämpfe aus. Im Jahre 1802 verfasste er das berühmte Heiligenstädter Testament. Er ist 32 Jahre alt und kämpft schon mehrere Jahre gegen seine Taubheit und die gesellschaftlichen Folgen an.
„… es fehlte wenig, und ich endigte selbst mein Leben – nur sie, die Kunst, sie hielt mich zurück, ach es dünkte mir unmöglich, die Welt eher zu verlassen, bis ich das alles hervorgebracht, wozu ich mich aufgelegt fühlte, und so fristete ich dieses elende Leben – wahrhaft elend, einen so reizbaren Körper, …“
„… Gottheit, du siehst herab auf mein inneres, du kennst es, du weist, daß menschenliebe und neigung zum Wohlthun drin Hausen, o Menschen, wenn ihr einst dieses leset, so denkt, daß ihr mir unrecht gethan, und der unglückliche, er tröste sich, einen seines gleichen zu finden, der troz allen Hindernissen der Natur, doch noch alles gethan, was in seinem Vermögen stand, um in die Reihe würdiger Künstler und Menschen aufgenommen zu werden …“
Trotz dieser schweren Zeiten fand Beethoven stets einen Weg, seine Leiden in schöpferische Kraft umzuwandeln. Zwischen April und Mai 1825, als er erneut schwer krank war, entstand das berührende Streichquartett Nr. 15 in a-Moll op. 132. Aus Dankbarkeit für das überstandene Leiden gab er dem Stück die Überschrift: „Heiliger Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit“.
Beethoven war nicht nur in seiner Musik ein Vorreiter, sondern auch in seinem Streben nach künstlerischer Unabhängigkeit.
Musik für die Nachwelt
Beethoven war ein Pionier in vielerlei Hinsicht. In einer Zeit, in der es keine freien Komponisten gab, an denen er sich hätte orientieren können, schuf er seinen eigenen Weg. Nur so vermag er sich selbst und seiner Musik treu zu bleiben, seine Mission zu erfüllen. Er ist überzeugt, seine Musik wird ihn überleben, er glaubt fest an die Unsterblichkeit seiner Werke.
Als Tonkünstler will er der Menschheit dienen, fühlt sich der Nachwelt verpflichtet und verbringt zum Ende seines Lebens viel Zeit mit der Korrespondenz mit Verlegern. Es darf nichts verloren gehen oder falsch kopiert werden, alles weist in die Zukunft.
Die weltweite Anziehungskraft von Beethovens Musik zeigt sich auch in ihrer Verbreitung nach Asien. In den frühen 1900er-Jahren fand seine Werke sogar in China großen Anklang. Das chinesische Publikum fühlt sich sofort mit Beethovens Lebensgeschichte und seiner Widerstandskraft verbunden. Den Grundstein dafür legte Li Shutong.
“Bei Duo Fen” – Ludwig van Beethoven auf chinesisch
Der Chinese Li Shutong studierte im Jahre 1906 in Japan und setzte sich dabei intensiv mit der europäischen Kultur auseinander. So schrieb er einen Artikel über Beethoven mit dem Titel „The Sage of Music“ (Deutsch etwa: Meister der Musik).
Hier steht nicht etwa Beethovens außergewöhnliche Musik im Vordergrund, sondern vielmehr sein Kampf gegen Widrigkeiten, die harte Arbeit und die Überwindung von Hindernissen. Nur wenige Intellektuelle lasen diesen Text, die aber fanden in Beethoven ein moralisches Vorbild.
Denn 1911 geht das jahrtausendealte System der Dynastien zu Ende, das Land ist instabil, die Menschen haben Angst vor der Zukunft. Am 4. Mai 1919 finden Studentenproteste gegen die chinesische Regierung statt und auch sie befassen sich mit Beethoven. Als Mao 1966 die chinesische Kulturrevolution startet, richtet sie sich in ihrer Zerstörungswut gegen alles, was dem Aufbau einer sozialistischen Gesellschaftsordnung im Wege steht.
Beethoven wird als Repräsentant des westlichen Kapitalismus eingestuft und die Musiker, die vor der Revolution Beethoven spielten, als Revolutionsfeinde verdächtigt. Musikstudenten werden in Umerziehungslager gesteckt, Demütigungen, Exekutionen und Selbstmorde sind an der Tagesordnung.
Doch manch Unerschrockene schneiden sich eine Beethovenfrisur und treffen sich heimlich, um Beethovens Musik zu hören. 1977 wird Beethovens Fünfte mit ihrem weltbekannten Ta-ta-ta-Taaaa in Peking aufgeführt, im Radio und Fernsehen übertragen und alle wissen: Das Grauen der Kulturrevolution ist vorüber.
Diese dramatischen Ereignisse unterstreichen die tiefgreifende Wirkung, die Beethovens Musik auf Menschen weltweit ausübt.
Andauernde Popularität
Beethovens unerschütterlicher Geist und sein Heldentum spiegeln sich in seiner Musik wider. Trotz seiner Taubheit und vieler persönlicher Schicksalsschläge schuf er Werke, die die Menschheit bis heute inspirieren.
So übt Beethovens Musik noch immer eine ungeheure Anziehungskraft auf Musiker und Zuhörer gleichermaßen aus. Daher ist es nicht verwunderlich, dass seine 10. Sinfonie mittels KI vollendet wurde. Freilich lässt sich über diese Methode streiten, aber eines steht fest: Die Menschen dürsten nach Beethoven. Heute gehört er weltweit zu den meist gespielten Komponisten.
Er hat seine Mission, Kunstwerke für die Ewigkeit zu erschaffen, erfüllt. Seine Musik und sein starrköpfiger Charakter werden niemals in Vergessenheit geraten.
Bis zu seinem Ende trotzte er dem Schicksal und so wird folgende dramatische Szene über seinen Tod berichtet: Am 26. März 1827 um 17:45 Uhr erhob sich ein Sturm, Donner und Licht erfüllten den Raum. Beethoven lag auf seinem Bett, öffnete die Augen und hob mehrere Sekunden lang die rechte Faust. Sein Gesicht nahm dabei einen ernsten, drohenden Ausdruck an und als seine Faust zurückfiel, war der große Tondichter verschieden.