Johann Wolfgang von Goethe

Johann Wolfgang von Goethe gilt als bedeutendster deutscher Dichter, herausragende Persönlichkeit der Weltliteratur und wird auch im Ausland als Repräsentant des geistigen Deutschlands angesehen.

Außerdem war er als Theaterleiter, Kunsttheoretiker, Oberster Bibliothekar (Anna Amalia Bibliothek siehe Foto), Naturwissenschaftler, Politiker und Verwalter tätig. Und so ganz nebenbei war er auch noch Geschäftsmann, Ehemann und Vater und er frönte seiner Sammelleidenschaft von unzähligen Mineralien, Gemälden, Büchern, Münzen, Skulpturen und Keramik. Bei so vielen verschiedenen Verpflichtungen und Interessen bedurfte es eines guten Zeitmanagements. Wo blieb da noch der Raum für die Muse, für den kreativen und wissenschaftlichen Austausch mit Gelehrten?

Die Quelle seiner Kraft und Inspiration

Die Natur prägte wesentlich Goethes dichterisches Schaffen, seine Korrespondenz und persönlichen Gespräche. Viele seiner Werke sind auf grünen Pfaden entstanden. Im Feld und Wald fand er Inspiration und er war auch maßgeblicher Gestalter ebendieser. Der Park an der Ilm (Foto) wurde nach seinen Vorstellungen, im Stil eines englischen Landschaftsgartens angelegt. Inmitten dieser Parkanlage befindet sich sein Gartenhaus nebst Garten. Hier mischte er, wieder nach englischem Vorbild, Nutz-und Zierpflanzen und legte einladende Nischen und Sitzplätze zum Verweilen an. Wobei die Malve, Goethes Lieblingsblume, besondere Aufmerksamkeit erhält. Später, als er sein neues Haus am Frauenplan bezog, gestaltete Goethe auch hier seinen Hausgarten.
Das Wissen um die Gartenkunst eignete er sich durch das Studium der Schriften des damals bedeutendsten deutschen Gartentheoretikers Hirschfeld an. Die Ergebnisse können bis zum heutigen Tag in Weimar bewundert werden.

Goethe und die Religion

Die Bibel begleitete Goethe von Kindheit an und er hat sich, auf der Suche nach einer höheren Wahrheit, zeitlebens mit ihr auseinandergesetzt. Jedoch störte ihn die Darstellung der Marterinstrumente bei der Kreuzigung und die des Todes Jesu. Er wollte nicht den Gekreuzigten, er wollte den Auferstandenen dargestellt sehen. Er beklagt in einem Gespräch mit Eckermann am 31.Dezember 1823 auch: „Die Leute traktieren den göttlichen Namen, als wäre das unbegreifliche, gar nicht auszudenkende höchste Wesen nicht viel mehr als ihresgleichen. Sie würden sonst nicht sagen: der Herr Gott, der liebe Gott, der gute Gott. Er wird ihnen, besonders den Geistlichen, die ihn täglich im Munde führen, zu einer Phrase, zu einem bloßen Namen, wobei sie gar nichts denken. Wären sie aber durchdrungen von seiner Größe, sie würden verstummen und ihn vor Verehrung nicht nennen mögen.” Goethe gebrauchte lieber Umschreibungen wie „das Unendliche”, „das Ungeheure”, „das ewig Wirkende”, „der Weltgeist”, „die Weltseele”, „das unbekannte höhere Wesen”, „die waltenden Mächte”, „das Ewig-Eine”.
In „Dichtung und Wahrheit” schrieb Goethe: „Mir aber möge man erlauben, dass ich den verehre, der in dem Reichtum seiner Schöpfung so groß war, nach tausendfältigen Pflanzen noch eine zu machen, worin alle übrigen enthalten, und nach tausendfältigen Tieren ein Wesen, das sie alle enthält: den Menschen.”

Goethe der Naturliebhaber

Von Anfang an hat er einen besonderen Hang zur Naturfrömmigkeit und er identifiziert Gott mit seiner Schöpfung der Natur und er sieht darin vor allem die Schönheit und das Gute. Für Goethe war Natur und Göttliches identisch und die Naturwissenschaft war für ihn partielle Gotteserkenntnis. So sah er sich als Pantheisten* und weniger als Christen und stand mit dieser Auffassung von Gott und Natur quer zu allen Grundansichten des Jahrhunderts.
Dennoch oder vielleicht auch wegen seines tieferen Verständnisses für die mythischen Kräfte der Natur, hat Goethe so viele Werke hinterlassen, an denen wir uns noch immer erfreuen.

„Gefunden“ ist eines meiner liebsten Gedichte von Johann Wolfgang von Goethe. Er schrieb es 1813 anlässlich des 25. Jahrestages der ersten Begegnung mit seiner Frau Christiane von Goethe, geb. Vulpius. Die Naturbrücke im Park an der Ilm (siehe Foto) ist der Ort dieser ersten Begegnung. Später trafen sich der Dichter und „das Blümchen“ dann häufiger im abseits gelegenen Gartenhaus. 

 

 

 

 

Gefunden

Ich ging im Walde
So für mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn.

Im Schatten sah ich
Ein Blümchen stehn,
Wie Sterne leuchtend,
Wie Äuglein schön.

Ich wollt es brechen,
Da sagt es fein:
Soll ich zum Welken
Gebrochen sein?

Ich grub’s mit allen
Den Würzlein aus.
Zum Garten trug ich’s
Am hübschen Haus.

Und pflanzt es wieder
Am stillen Ort;
Nun zweigt es immer
Und blüht so fort.

*Pantheismus bezeichnet die Auffassung, dass Gott eins mit dem Kosmos und der Natur ist. Hier ist kein personifizierter Gott vorhanden. Das Göttliche wird im Aufbau und in der Struktur des Universums gesehen, es existiert in allen Dingen und beseelt alle Dinge der Welt bzw. ist mit der Welt identisch. 

2 Gedanken zu „Johann Wolfgang von Goethe

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