Atmen wie Kant

Woher wussten die Bewohner von Königsberg, wie viel Uhr es schlägt? Ganz einfach: Immanuel Kant ging spazieren. Pünktlich. Jeden Nachmittag um halb vier. Dabei achtete er penibel darauf, nur durch die Nase ein- und auszuatmen. Weil er fürchtete, bei einer Unterhaltung versehentlich durch den Mund zu atmen, verzichtete der Philosoph auf Begleitung.

Später erkannte auch die Wissenschaft, welche Rolle die Nasenatmung für unsere Gesundheit spielt. Beim Atmen durch die Nase produzieren die Nasenflügel Stickstoffmonoxid, was den Sauerstoffgehalt im Blut steigert. Da im Mund kein Stickstoffmonoxid gebildet wird, enthalten wir beim Atmen durch den Mund unseren Zellen den zusätzlichen Sauerstoff vor und umgehen auch das Filtersystem unserer Nase.

Neben der entspannenden Wirkung hat Stickstoffmonoxid weitere wichtige Aufgaben im Körper. Es hemmt zum Beispiel die Thrombozytenaggregation, hindert also die Blutplättchen daran, zu verklumpen und Gerinnsel zu bilden und es unterstützt die Abwehrkräfte. Zudem sorgt Stickstoffmonoxid für ein gesundes Nervensystem und steigert die körperliche Fitness.

Kant starb im Jahr 1804 kurz vor seinem 80. Geburtstag – für die damalige Zeit ein außergewöhnliches Alter.

Das Atmen durch die Nase führt auch dazu, dass wir Gerüche intensiver wahrnehmen. Obwohl es im tristen Februargrau recht wenig zu erschnüffeln gibt, die Natur noch im Winterschlaf ruht, ist ein kleiner Streifzug dennoch wohltuend. Meine Wahrnehmung wandert dann zu anderen, ansonsten wenig beachteten Motiven. Dann bestaune ich die Tautropfen, die im sanften Sonnenlicht glitzern, den Reif auf Blattwerk oder die Sonne, die sich zwischen den Bäumen zur Ruhe legt und den Himmel für den Mond freigibt.